Konjunkturindikatoren

Konjunkturindikatoren
Konjunktur|indikatoren,
 
Kennzahlen, die den Zustand und die Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Konjunktur abbilden. Dabei wird unterschieden zwischen Einzelindikatoren, die von einer makroökonomischen Variablen gebildet werden (z. B. Preise, Löhne, Produktion, Auftragsbestände und -eingänge), und Gesamtindikatoren, bei denen mehrere Variablen zusammengefasst sind. Methodisch stellen Konjunkturindikatoren ökonomischer Zeitreihen dar beziehungsweise daraus abgeleitete Maßzahlen. Die Einzelindikatoren können dem tatsächlichen Konjunkturverlauf (Referenzzyklus) vorauslaufen, gleichlaufen oder nachlaufen (englisch leading, coinciding, lagging series).
 
Einen vom amerikanischen National Bureau of Economic Research in den 1940er-Jahren entwickelten und auch vom Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung bis Ende der 1970er-Jahre verwendeten Gesamtindikator stellt der Diffusionsindex (auch Gesamtindex) dar. Er geht vom Grundgedanken aus, dass sich das konjunkturelle Geschehen in den verschiedenen volkswirtschaftlichen Bereichen allmählich ausbreitet (diffundiert). Bei einem einfachen Diffusionsindex wird der prozentuale Anteil der in die Analyse einbezogenen Einzelreihen gemessen, deren Anteil sich im Vergleich zur Vorperiode erhöht beziehungsweise vermindert hat. Je größer dieser Prozentsatz ist, desto mehr Bereiche sind von der konjunkturellen Aufwärts- oder Abwärtsbewegung erfasst. Bei der Bildung des Diffusionsindex ist eine richtige Auswahl und Gewichtung der Einzelindikatoren entscheidend. Ein weiterer Gesamtindex ist der gesamtwirtschaftliche Auslastungsgrad (Verhältnis von Produktion und Produktionspotenzial), bei dem eine realistische Abschätzung des verfügbaren Volumens der Produktionsfaktoren (Arbeit und Kapital) und ihrer potenziellen Produktivität wichtig ist. Schließlich wird die gesamtwirtschaftliche Wertschöpfung (Bruttoinlands- beziehungsweise Bruttosozialprodukt) als Konjunkturindikatoren verwendet. Dem Vorteil, dass diese keine konstruierte Größe zu sein braucht, steht gegenüber, dass Fehler (Preisbereinigung, Schattenwirtschaft) in die Berechnung einfließen können.
 
 
M. Feldsieper in: Hwb. der Wirtschaftswiss., Bd. 4 (1978);
 
Konjunkturfrühindikatoren. Grundl. u. Modellrechnungen mit Daten des Ifo-Konjunkturtests, bearb. v. M. Körber-Weik u. a. (1988).

Universal-Lexikon. 2012.

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